MVO im "Saturday Night Fever"

Herbstkonzert stand im Zeichen der Disco-Ära / Musiker präsentierten sich in bester Spiellaune


Der MVO unter der Leitung von Dirigent Wolfgang Hoerning brachte bei seinem traditionellen Herbstkonzert das Publikum in Wallung.

Das war ein echtes musikalisches Feuerwerk, das der Musikverein Ostbevern da am Samstagabend abgebrannt hat. Ob es die Zuschauer wohl schon im Vorfeld geahnt hatten? Jedenfalls war kaum noch ein freier Platz in der Beverhalle zu ergattern. Und die hohen Erwartungen des Publikums wurden nicht enttäuscht. Bei ihrem mitreißenden Herbstkonzert bewiesen die Musiker einmal mehr, dass sie sich längst nicht nur mit Märschen auskennen, sondern in jedem musikalischen Genre zu Hause sind.
Musicals, Operetten, Klassik – in diesen Bereichen hat der MVO schon in den vergangenen Jahren überaus erfolgreich gewildert. Das diesjährige Herbstkonzert stand ganz im Zeichen des Disco-Fiebers der 70er und 80er Jahre. "Saturday Night Fever" eben.
Offenbar meinten es die MVOler mit dem selbst gewählten Motto des Abends "Let us entertain you!" bitterernst. Denn mit ihren auf Orchester getrimmten Hits von Costa Cordalis bis Robbie Williams, mit netten Showeinlagen und charmanten Anmoderationen machten die Musiker deutlich, wessen Wohl ihnen an diesem Abend am Herzen lag – einzig und allein das des Publikums.
Klar, dass die Musik aus der Mutter aller Discofilme nicht im Repertoire fehlen durfte. Das Hauptorchester des MVO unter der Leitung von Wolfgang Hoerning eröffnete mit "Saturday Night Fever" sogar seinen Teil des Programms.
Da waren die Zuschauer aber längst warm geworden. Denn zuvor hatte das Jugendorchester schon einen fulminanten Auftritt. Bei der "Basin-Street-Parade", dem zweiten Stück, das der Nachwuchs zum Besten gab, stimmte das Publikum bereits mit rhythmischem Klatschen ein.
"Born to be wild" hieß es im Anschluss: Nicht nur weil das Jugendorchester den Riesenhit im Programm hatte. Vielmehr, weil zwischen dem Auftritt des Jugend- und des Hauptorchesters Publikumsaktion gefragt war. Die Aufgabe von Jugendorchesterleiter Olaf Tausch: "Erkennen Sie den Titel und machen Sie mit!" Während die Zuschauer noch rätselten, kamen nach und nach immer mehr der Musiker des Hauptorchesters hinzu und stimmten in die Melodie mit ein.
Weiter ging es beim MVO mit "Don’t let me be missunderstood" und einem TV-Kultabend aus fast vergangenen Zeiten: Derrick, Traumschiff, Lindenstraße, Wetten dass, Das Aktuelle Sportstudio und die Tagesschau – der MVO hatte die bekannten Jingles aller aktuellen und ehemaligen TV-Gassenhauer drauf, und dem Publikum machte das Mitraten sichtlich Spaß.
Jive Hits und Hits der 70er Jahre nahmen sich die Musiker als Nächstes zur Brust. Und endlich wurde auch das Geheimnis gelüftet, "warum die Karten so billig sind" (Wolfgang Hoerning): Weil das Publikum "Wann wird’s mal wieder richtig Sommer?" selbst mitsingen musste. Was es nach anfänglicher Schüchternheit dann auch mit Begeisterung tat. Beim Schlusslied "Lena" von Pur klappte es sogar noch besser.
Nach der Pause hatte Sänger Uli Remme (Duty Free) seinen großen Auftritt. Als "Pausenfüller" für die Zeit der Abwesenheit des Dirigenten Wolfgang Hoerning ("Der hat noch was vergessen") schmetterte er "Feel". Und ließ sich nach Hoernings Rückkehr nicht lange bitten, auch noch "Smoke on the water" und "What a feeling" zu singen. Eindrucksvoll auch der Auftritt einer Tanzgruppe von Ulla Ludwig zu "Let me entertain you". Stevie Wonder, Les Humphries und ein Pur-Medley spielten die Musiker bis zum vermeintlichen Ende des Konzerts. Weil das Publikum aber so begeistert war, folgten noch drei Zugaben.


Duty-Free-Sänger Uli Remme ließ sich auch beim MVO nicht lange bitten. Er sang unter anderem "Feel". Fotos(2): Tillmann

von Henning Tillmann, Westfälische Nachrichten v. 19.11.2007